Geschichte auf der Zunge zergehen lassen: Das kann man bei der neuen Gästeführung „Kulinarische Zeitreise“ der Burghauser Touristik. Sie führt am Samstag, 12. März, um 16.30 Uhr durch die Genusstempel im Herzen der Altstadt und erklärt mitunter, warum man im Mittelalter unbedingt seinen Löffel abgeben sollte ...
Zum Aperitif auf den Stadtplatz
In historischer Gewandung begrüßt die Gästeführerin auf dem weitläufigen Burghauser Stadtplatz ihre Gruppe und erklärt sogleich, warum die denkmalgeschützten Fassaden so imposant aussehen: „Hier wohnten die Pfeffersäcke. So wurden die Reichen vom Volk etwas abwertend genannt, denn Pfeffer war sehr teuer und nur die Hochherrschaftlichen konnten ihn sich leisten.“ Mit dieser Geschichte ist man gedanklich schon mittendrin im Mittelalter, auf dem trubeligen Jahrmarkt zwischen Gefängnis und Brotwaage, wo es fremdländische Speisen und allerhand außergewöhnliche Gewürze aus weit entfernten Ländern zu erstehen gab. Was sich hinter den Fassaden abspielte, erzählt die Geschichtskennerin beim Aperitif an der ersten kulinarischen Station.
Vorspeise in der ehemaligen Weinschenke
Nach diesem „Warm-up“ folgt die Gruppe der Gästeführerin hinein in die „Grüben“, die Handwerkermeile und damalige Hauptstraße, auf der so mancher aufgrund ihrer Enge und Belebtheit sein Leben ließ. Die Vorspeise wird dort aufgetischt, wo früher die Fleischbank und die Weinschenke zu finden waren. In den tiefen Gewölben der Häuser wurden Fleisch und die Biere der 12 (!) Burghauser Brauereien gekühlt, und zwar mit Eisplatten, die aus dem Wöhrsee geschnitten wurden. Statt feiner Antipasti wie für die Gäste der Führung gab es für die Arbeiter Handwürste, was man beim Weitergehen Richtung Hauptgang erfährt. Die Gruppe befindet sich jetzt auf der „Street of Fame“, wo viele Stars der Burghauser Jazzwoche verewigt sind und spürt einen Hauch von Jazz.
Strenge Tischsitten beim Hauptgang
So beschwingt war das Leben im Mittelalter nur für die Patrizier, die spezielle Tischsitten hatten. Zum feinen Hauptgang werden diese gekonnt erzählt von der Gästeführerin serviert. Sie erklärt unter anderem, woher der Begriff „Kredenz“ kommt und wieso das Prost trinken überlebenswichtig war. Auch, warum es besser war, Besteck nicht zu stehlen, sondern (im wörtlichen Sinne) „seinen Löffel wieder beim Gastgeber abzugeben“, wird wortwitzig beschrieben. Gut gesättigt führt die kulinarische Zeitreise nach dem feinen Mahl in versteckte Gassen, die zum einen effektvolle Blicke auf die mächtige Hauptburg bieten und zum anderen ein Stück Stadtgeschichte offenbaren: von der Salzach, die mit dem Salzhandel einerseits riesigen Reichtum nach Burghausen schwemmte, andererseits aber auch eine ständige Gefahr durch ihr Hochwasser bescherte.
Dessert zwischen Haubenküche und Rittermahl
Zwischen Fischmarkt und alten Künstlerhäusern berichtet die beredete Führerin nicht nur über das Leben im Mittelalter, sondern auch über die verschiedenen Gewürze und Kräuter, die früher nicht nur wegen des Geschmacks, sondern auch wegen ihrer Wirkungen – zum Beispiel in Liebesdingen – Anwendung fanden. Fein gewürzt mundet schließlich auch das außergewöhnliche Dessert, mit dem die Kulinarikführung zurück am Stadtplatz ihren krönenden Abschluss findet.
Öffentliche Führung am Samstag, 12. März, um 16.30 Uhr
Wem jetzt der Mund wässrig geworden ist nach einer kulinarischen Zeitreise, die es perfekt versteht, den Spagat zwischen moderner Haubenküche und deftigem Rittermahl zu schließen, kann sich ab sofort bei der Burghauser Touristik unter Tel. 08677 887-140 oder per E-Mail unter info@visit-burghausen.com anmelden. Die nächste öffentliche Gästeführung mit Viergangmenü findet am Samstag, 12. März, um 16.30 Uhr statt und dauert ca. drei Stunden.
Für Gruppen sind weitere individuelle Termine jederzeit buchbar.