Der Waldrapp

Wiederansiedlungsprojekt in Burghausen

Ganz außergewöhnlich seltene Tiere brüten jedes Jahr gegenüber der weltlängsten Burg: die Waldrappe, Ibisvögel mit glänzendem, schwarzem Gefieder, markantem Schopf und langem, rotem Schnabel. Schon im Mittelalter waren sie in Burghausen heimisch, sind aber inzwischen weltweit vom Aussterben bedroht.

Dass die auffälligen Schreitvögel in Burghausen überhaupt wieder eine beschütze Zuflucht gefunden haben, ist dem Engagement der Stadt beim von der EU geförderten Projekt „LIFE+“ zu verdanken. Ein Team junger Biologen versucht, die Population in freier Wildbahn wieder aufzubauen und zu stabilisieren. Dabei wird handaufgezogenen Waldrappen aus den einzelnen Brutkolonien mithilfe eines Leichtfugzeuges eine Zugroute in das Winterquartier gezeigt.

In der Salzachstadt kümmert sich der Waldrappbeauftragte Oliver Habel mit seinem Team um die Aufzucht der Jungvögel in Brutnischen, die in der Wehrmauer des sogenannten Pulverturms eingebaut wurden. 14 erwachsene Punkvögel zogen dort im Sommer 2022 zwölf Nachkömmlinge auf.

Die Waldrapp-Familien besiedeln in der Sommersaison die weitläufigen Wiesen am sogenannten Bergerhofgelände. Wer Glück hat, entdeckt von Ende März bis August bei einem Wöhrsee-Spaziergang die auffälligen Tiere vor der Kulisse der extra langen Burg und kann sie beim Würmer picken beobachten. Wer sich nicht allein aufs Glück verlassen möchte, hat digital vielleicht mehr Chancen: Die mit GPS-Sendern ausgestatteten Vögel können per App verfolgt werden. Im Animal-Tracker sieht man im 15-Minuten-Takt, wo die Vögel gerade nach Nahrung suchen oder sich aufhalten.

Um das Projekt noch weiter zu unterstützen, wurde zusammen mit der Burghauser Touristik wiederholt der Burghauser Waldrapp-Kalender aufgelegt — jedes Mal mit exklusivem Bildmaterial und durchschlagendem Erfolg. Die Spenden, die durch den Verkauf des Kalenders gesammelt werden, kommen direkt dem Förderverein des Projektes zugute.

Die Burghauser Waldrappe sind für den Tourismus mittlerweile eine fixe Größe, und auch das Interesse bei Fernsehteams wächst. ARTE und das Bayerische Fernsehen zeigten zum Beispiel die Reportage „Der Waldrapp — Zugvogel im Aufwind“.

Aufgrund der steigenden Beliebtheit des skurrilen Vogels wird ab Herbst 2023 ein GPS-basierter Waldrapp-Spaziergang angeboten, mit dem sich jeder Waldrapp-Freund multimedial und interaktiv rund um die Burg auf die Spuren des fast ausgerotteten Tieres begeben kann. Auch neue Schautafeln klären Besucher über das Leben der Waldrappe in Burghausen und das Förderprogramm im Allgemeinen auf.

 

 

2004 - Projektstart

Waldrappe bei der Landesgartenschau

Seit 2007

Jungvögel werden in die Toskana geführt.

2011

Der erste Vogel kehrt eigenständig zurück.

2015

Umzug der Kolonie zum Pulverturm.

2019

Eigenständige, migrierende Brutkolonie.

Der Waldrapp in Burghausen

Die Waldrappe brüten in Brutnischen auf der Burgmauer am Pulverturm. Von der Burg oder vom Wöhrsee aus hat man einen schönen Blick auf die Brutnischen. Die Brutkolonie wird von einem Mitarbeiter des Waldrappteams gemeinsam mit freiwilligen Mitarbeitern und dem Umweltamt der Stadt Burghausen betreut.

Bereits Anfang April kommen die ersten Vögel in Burghausen an und beginnen mit der Balz und Brut. Ab zirka Mitte Juni werden die Jungvögel flügge. Etwa ab Anfang August verlassen die Vögel wieder das Brutgebiet. Oft bleiben sie noch über Wochen im nördlichen Alpenvorland und suchen reichhaltige Mähwiesen zur Nahrungssuche auf. Sporadisch kehren sie in der Zeit nach Burghausen zurück, nutzen aber kaum mehr die Brutnischen als Schlaf- oder Rastplatz. Im September beginnt die eigentliche Migration in den Süden, wobei sich die Jungvögel zugerfahrenen Artgenossen anschließen und ihnen ins Wintergebiet folgen.

  • Von April bis August kann man die Waldrappe um Burghausen herum beobachten. 

  • Fragen: Oliver Habel, T: +49 151 22374920

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